Frauenpolitischer und transkultureller 8. März

Landeskulturbericht-Artikel März 13
Landeskulturbericht OÖ März 2013
01.12.2013 (All day)

Es ist wieder Weltfrauentag. In Linz gibt es dazu wie letztes Jahr einen Aktionstag des feministischen Bündnisses „Feminismus und Krawall“. Hier ein kleiner Appetitmacher und einige Verweise auf den feministischen Diskurs.

Recht lautstark hat sich letztes Jahr am 8. März ein Aktionsumzug vom Hauptplatz zum Volksgarten bewegt, der ein Zeichen setzte – gegen Ungleichbehandlungen und gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Herkunft. Beteiligt an diesem Bündnis, das die Parade organisiert hat, waren die oberösterreichische Frauenvernetzungsstelle für Frauen aus Kunst und Kultur, fiftitu% oder maiz, der unabhängige Verein von und für Migrantinnen, aber auch viele andere. maiz sei hier besonders erwähnt, da die Organisation mit ihrer kulturellen Arbeit 2012 einen Outstanding Artist Award bekommen konnte oder letzes Jahr mit einer künstlerischen Position von und mit MigrantInnen bei den Wienwochen präsent war: Ungleichheiten und eine Dominanz von beherrschenden Verhältnissen nehmen MigrantInnen noch stärker wahr, Feminismus kann in diesem Sinn nicht getrennt von sozialen Ungerechtigkeiten der Herkunft gesehen werden. Auch heuer wird wieder ein Aktionstag in der Innenstadt stattfinden, genauere Informationen über Inhalt und Zeitplan kann über die unten genannte Homepage eingeholt werden.

Abgesehen davon, dass zum Beispiel Themen wie Prostitution/Sexarbeit wieder in aller Munde sind, dass es feministischen Aktivismus von jungen Frauen wie Femen gibt, die die Medienklaviatur zu spielen verstehen, wird Feminismus ambivalent wahrgenommen. Trotz zahlreicher Projekte von und für Frauen, trotz eines weltweit präsenten akademischen queer-feministischen Forschungsfeldes kann allgemein ein kultureller Backlash festgestellt werden, zumindest eine enorme vorhandene Diskrepanz, was emanzipatorische Ergebnisse anbelangt. Zudem gibt es eine weltweite Zunahme an sexueller Gewalt, bzw. an Ausbeutung von Frauen. Auch in den weniger brisanten Zonen Österreichs bedeutet das Ungleichbehandlung der Geschlechter: Der Frauenmonitor der Arbeiterkammer weist nach wie vor große Gehaltsunterschiede aus, es gibt große Unterschiede, was Kinderbetreuung oder unbezahlte, gemeinnützige Arbeit betrifft. De facto wird eine wieder verstärkt auftretende Trennung von Privatem und Politischem wahrgenommen.

Im Posthof fand im Jänner mit diesen Ausgangspunkten ein zweitägiges Symposium statt, unter dem Titel „Feministische Perspektiven“. Es wurde gemeinsam mit der bereits erwähnten Frauenvernetzungsstelle fiftitu% umgesetzt, und in Kooperation mit der Arbeiterkammer. Hier referierte auch die Berlinerin Sonja Eismann, die Herausgeberin des Missy Magazines. Sie bemerkte zum Status Quo der Lage der Frauen, dass die klassische Forderung nach Selbstbestimmung, das Versprechen, alles erreichen zu können, sich im gegenwärtigen Dschungel der kämpferisch-neoliberalen Selbstbehauptung für Frauen verwandelt habe in ein „alles erreichen zu müssen“. Der Druck sei diesbezüglich stark gestiegen. Sie führt etwa die mediale Präsenz von Frauen an, die gleichzeitig alles sind: erfolgreich im Beruf, Mütter, Wohltäterinnen. Positive Role Modells gut und schön, die soziale Realität der meisten Frauen sieht aber selten aus wie die von diversen Superfrauen, die medial gerne vorgeführt werden. Im Gegenteil, die sozialen Realitäten haben sich differenziert und sind weit aufgespannt, sind für viele schwieriger geworden. Es sei also nochmals auf die vielfältigen Aktionen des Weltfrauentags verwiesen – denn Emanzipation muss immer wieder neu definiert und neu verhandelt werden.

www.feminismus-krawall.at